Beruf oder Berufung, Leidenschaft oder harte Arbeit?
Ich würde sagen: stimmt alles.
Kürzlich habe ich eine gute alte Freundin besucht. Nicht alt an Jahren, sondern alt an Freundschaft. Viel zu selten treffen wir uns in den letzten Jahren, aber das ist halt der Lauf der Dinge…
Wir sind beide am Betrieb voll eingespannt. Sie ist auch Bäuerin, wir haben ungefähr zur selben Zeit auf einen Hof eingeheiratet, unsere ältesten Kinder sind gleich alt. Da hat man schon viele Gemeinsamkeiten und als junge Bäuerinnen und frisch gebackene Mamas waren wir oft froh, uns gegenseitig zu haben. Wir wohnen zwar weit entfernt voneinander, aber wir haben regelmäßig telefoniert. Damals übrigens noch via Festnetz 😉
Wir haben uns oft darüber ausgetauscht, welche alltäglichen Hürden oder Probleme zu bewältigen waren: Mit den Schwiegereltern, mit dem Göttergatten, mit der neuen Rolle, die wir am Hof einnehmen wollten/mussten.
Und sie meinte zu mir, sie musste sehr lachen, weil ich im Podcast „Aufleben dahoam“ erzählt hab, dass ich eigentlich niemals im Sinn hatte, eine Bäuerin zu sein. Das kann sie sich gar nicht vorstellen. Kann ich mir selber eigentlich auch gar nicht mehr vorstellen, Aber ich hab tatsächlich immer gesagt: Na, a Bäuerin wird i sicher net. Ich hatte andere Pläne… Aber immer nur nach Plan, ist ja langweilig. Hab mich spontan anders entschieden.
Also, ich hab es jetzt nicht direkt so entschieden, ist eher so gekommen… Wo die Liebe halt hinfällt 😉
Der Chef war damals schon ein fanatischer Rinderzüchter, aktives Mitglied bei den Jungzüchtern und der Landjugend Ein Bauer durch und durch.
Und als ich dann 1999 auf den Hof gekommen bin, wollte ich mich mit meinen zarten 19 Jahren natürlich vor Gott und der Welt beweisen und hab selbstverständlich überall mit angepackt.
Seinen Platz zu finden, ist aber nicht immer ganz einfach. Ob am Bauernhof oder in Familienbetrieben anderer Sparten – es gibt gewachsene Strukturen, eine feste Aufgabenverteilung am Hof. Da findet man als junge Bäuerin seinen Platz vielleicht nicht immer gleich. Mit der Zeit erlebt man Höhen und Tiefen, Einschnitte durch Schicksalsschläge, Höhepunkte durch Betriebserfolge…
Jetzt bin ich seit fast 22 Jahren hier am Oberhaslachhof. Und ich bin froh, dass alles so gekommen ist. Ich bin gerne Bäuerin. Ich könnte mir keinen Beruf vorstellen, den ich lieber machen würde. Es ist ein so vielfältiger Job, es gibt unzählige Entfaltungsmöglichkeiten.
Sicher, es ist viel Arbeit, es gibt Zeiten, da steht man unheimlich unter Druck…. Aber es gibt schon sehr viel Erfüllendes. Und grundsätzlich kann ich mir selber einteilen, wie ich meine Zeit am Besten nutze. Bäuerin sein, das ist mein Herzensding.
Manchmal dauert es, bis man sein Herzensding findet.
Ich liebe die Arbeit draußen im Garten, ich mag das Veredeln von Milch und Co, bin gerne Gastgeberin, kann Haus und Hof und Betrieb nach meinen Wünschen gestalten. Und das wichtigste: ich habe die Möglichkeit, als Mama immer für die Mädels da zu sein.Ich bin froh, dass ich meinen Platz und meine Erfüllung gefunden habe. Ob in der Landwirtschaft, im Berufsleben, in der Wirtschaft: Man kann sein Glück nicht erzwingen. Manchmal dauert es, bis man sein Herzensding findet. Oft kommt es irgendwann auf einen zu. Ich wünsche jeder/jedem Einzelnen von euch, dass ihr euer Herzensding findet oder vielleicht schon gefunden habt.